Kommentierte Tagbauarbeitenverordnung
Verordnung über den Schutz der Arbeitnehmer/innen bei der Durchführung von Arbeiten im Tagbau (Tagbauarbeitenverordnung - TAV), StF: BGBl. II Nr. 416/2010 [CELEX: 392L0104, 31992L0057]
Letzte Änderung: BGBl. II Nr. 416/2010
Erläuterungen und Judikatur zur Tagbauarbeitenverordnung sind kursiv dargestellt.
Hinweise
- Die Tagbauarbeitenverordnung (TAV) ist eine Verordnung nach dem ArbeitnehmerInnenschutzgesetz.
- Für Ausnahmen von der TAV gilt § 95 ASchG.
- § 19 Abs. 2 TAV gibt an, von welchen Bestimmungen der TAV keine Ausnahme zugelassen werden darf.
- Übertretungen der TAV sind nach § 130 ASchG zu bestrafen.
Auf Grund der §§ 3 bis 8, 12, 14, 17, 20, 24, 33, 35, 44, 60, 61, 92, 93, 95 Abs. 1 und 2 des Bundesgesetzes über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz – ASchG), BGBl. Nr. 450/1994, zuletzt geändert durch das Bundesgesetz BGBl. I Nr. 147/2006, wird verordnet:
1. Abschnitt: Allgemeine Bestimmungen
§ 1 - Geltungsbereich
Die Verordnung gilt für Arbeitsstätten und auswärtige Arbeitsstellen im Sinn des ASchG, die folgenden Tätigkeiten dienen:
- Aufsuchen oder Gewinnen fester mineralischer Rohstoffe obertage,
- Aufbereiten dieser mineralischen Rohstoffe obertage in Zusammenhang mit den Tätigkeiten nach Z 1
- Tätigkeiten im Zuge des Betreibens, der Instandhaltung und Wartung von untertägigen und unterirdischen Förderanlagen und –einrichtungen (z.B. Sturzschächte und Förderstrecken, unterirdische Abzugseinrichtungen und Tunnel) in Zusammenhang mit den Tätigkeiten nach Z 1 und 2.
Erläuterungen
Vom Geltungsbereich der Tagbauarbeitenverordnung sind somit nicht umfasst:
- das Aufbereiten fester mineralischer Rohstoffe obertage, welches nicht in einem örtlichen Zusammenhang mit der Gewinnung von festen mineralischen Rohstoffen obertage steht,
- das Aufsuchen, Gewinnung und Aufbereitung von Torf,
- das Aufsuchen und Gewinnen fester mineralischer Rohstoffe im Untertagebergbau sowie das damit zusammenhängende Aufbereiten (ober- und untertage),
- Tätigkeiten (Bohr- und Behandlungsarbeiten) nach der Bohrarbeitenverordnung (BohrarbV, BGBl. II Nr. 140/2005),
- Bauarbeiten nach § 2 Abs. 3 ArbeitnehmerInnenschutzgesetz (ASchG, BGBl. Nr. 450/1994) und § 2 Abs. 1 Bauarbeiterschutzverordnung (BauV, BGBl. II Nr. 340/1994) beispielsweise jene zur Herstellung von baulicher Anlagen und Gebäuden (z.B. Aufbereitungsanlagen, Werkstätten, Verladeanlagen, Bürogebäuden, Gebäuden mit Sozial- und Sanitäreinrichtungen) sowie zur Errichtung von untertägigen oder unterirdischen Förderanlagen.
§ 2 - Begriffsbestimmungen
Im Sinn dieser Verordnung bedeuten die Begriffe
- Tagbau: Teil einer Arbeitsstätte oder auswärtigen Arbeitsstelle, in dem mineralische Rohstoffe obertage gewonnen werden,
- Tagbauzuschnittsparameter: Parameter, die die Gestaltung (geometrische Ausformung) eines Tagbaues bestimmen, wie die Breite von Etagen, Orientierung, Neigung und Höhe von Tagbauböschungen, Längs- und Quergefälle von Etagen sowie Auffahrts- und Verbindungsrampen,
- Etagen: horizontale bis schwach geneigte Flächenelemente,
- Arbeitsetagen: Etagen, auf denen sich Arbeitsplätze oder Verkehrswege befinden,
- Tagbauböschungen: künstlich geschaffene, geneigte oder senkrecht stehende Flächenelemente, die bei der Gewinnung entstehen oder durch ein Verkippen oder ein Verhalden gebildet werden,
- Böschungssystem: ein aus mehreren räumlich zusammenhängenden Tagbauböschungen gebildetes System mit den dazugehörigen Etagen,
- tagbauspezifische Gefahrenbereiche: jene Bereiche eines Tagbaues, insbesondere auf Arbeitsetagen, in denen Gefahren wie Absturz, Herabfallen von Gestein, Verschüttet werden oder Ertrinken, bestehen.
§ 3 - Fachkundige Leitung
(1) Arbeitgeber/innen haben dafür zu sorgen, dass für jede Arbeitsstätte und auswärtige Arbeitsstelle eine geeignete und fachkundige Person zuständig ist (fachkundige Leitung), die insbesondere folgende Aufgaben hat:
- Beaufsichtigung der Arbeitnehmer/innen,
- Erteilung der Arbeitsfreigabe (§ 4),
- Absperrung und Freigabe von Bereichen im Sinn des § 15 Abs. 1,
- Überprüfung des Tagbaues (§ 16 Abs. 1 und 2).
(2) Werden in einer Arbeitsstätte oder auf einer auswärtigen Arbeitsstelle Arbeitnehmer/innen mehrerer Arbeitgeber/innen beschäftigt, so haben die betroffenen Arbeitgeber/innen eine gemeinsame fachkundige Leitung zu bestellen oder sie haben für eine Koordination der fachkundigen Leitungen zu sorgen.Erläuterungen
Die Bestimmungen des § 3 TAV dienen der Umsetzung der RL 92/104/EWG, Artikel 3, Abs. 1, lit. b sowie den Vorgaben des Anhangs, Abschnitt A, 1.2. Verantwortliche Person, 1.3. Aufsicht und 1.8. Arbeitsfreigabe.
(3) Für den Fall der Verhinderung haben Arbeitgeber/innen eine geeignete und fachkundige Stellvertretung zu benennen.Erläuterungen
Mit den Vorgaben des § 3 Abs. 2 TAV soll sichergestellt werden, dass immer eine fachkundige Leitung für den Tagbau zuständig ist, auch wenn beispielsweise ausschließlich betriebsfremde Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mehrerer Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber beschäftigt werden.
(4) Es dürfen nur Personen für die fachkundige Leitung oder als deren Stellvertretung bestellt werden, die ihrer Bestellung nachweislich zugestimmt haben. Fachkundig sind Personen, die folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Theoretische und praktische Kenntnisse, die für die sichere Durchführung der Arbeiten erforderlich sind, sowie einschlägige Berufserfahrung,
- Kenntnisse der in Betracht kommenden Arbeitnehmerschutzvorschriften.
Erläuterungen
Als fachkundige Leitung und Stellvertretung können nur Personen bestellt werden, welche über theoretische und praktische Kenntnisse bezüglich der durchzuführenden Arbeiten, über eine einschlägige Berufserfahrung und über Kenntnisse der einschlägigen Arbeitnehmerschutzvorschriften verfügen. Die Tagbauarbeitenverordnung konkretisiert die Art und den Umfang der genannten Kenntnisse nicht weiter. Diese Kenntnisse sind nicht mit einem Fachkenntnisnachweis vergleichbar, wie diese beispielsweise für Ausbildungen zur Durchführung von Sprengarbeiten nach der Fachkenntnisnachweis-Verordnung (FK-V, BGBl. II Nr. 13/2007) vorgegeben werden. Die Auswahl dieser Personen obliegt den Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, welche sicherzustellen haben (z. B. durch entsprechende Unterweisungen, Schulungen oder den Auftrag zum Selbststudium der Rechtsvorschriften), dass die Personen den genannten Anforderungen entsprechen.
(5) Arbeitgeber/innen dürfen selbst die Funktion der Person für die fachkundige Leitung übernehmen, wenn sie die Voraussetzungen des Abs. 4 Z 1 und 2 erfüllen.
(6) Es ist dafür zu sorgen, dass belegte Arbeitsstätten oder auswärtige Arbeitsstellen mindestens einmal während jeder Schicht von der fachkundigen Leitung besucht werden, wenn die Ermittlung und Beurteilung der Gefahren zu dem Ergebnis führt, dass dies erforderlich ist. Regelungen zu Aufsicht und Alleinarbeit bleiben unberührt.
Erläuterungen
Die Bestimmung des § 3 Abs. 6 TAV dient insbesondere der Umsetzung der Mineralgewinnungsrichtlinie (RL 92/104/EWG) in Hinblick auf die Vorgaben zur Aufsicht (Anhang, Abschnitt A, 1.3. Aufsicht). Mit dem letzten Satz wir klargestellt, dass die gesetzlichen Vorgaben zu Aufsicht und Alleinarbeit nach § 61 Abs. 6 ASchG nicht aufgehoben bzw. geändert werden.
§ 4 - Arbeiten mit besonderen Gefahren, Arbeitsfreigabe
(1) Arbeitgeber/innen haben im Rahmen der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren für folgende Arbeiten ein Arbeitsfreigabesystem samt den einzuhaltenden Bedingungen und den vor, während und nach Abschluss der Arbeiten notwendigen Schutz- und Rettungsmaßnahmen festzulegen:
- Beseitigung von Verklausungen in Sturzschächten und –rinnen,
- Arbeiten, die ausnahmsweise in einem tagbauspezifischen Gefahrenbereich erfolgen (§ 10 Abs. 3).
(2) Wenn es auf Grund der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren erforderlich ist, ist festzulegen, für welche anderen als die in Abs. 1 genannten gefährlichen Arbeiten oder normalerweise gefahrlosen Arbeiten, die sich mit anderen Arbeitsvorgängen überschneiden und die daher eine ernste Gefährdung bewirken können, ein Arbeitsfreigabesystem festzulegen ist.
(3) Es ist dafür zu sorgen, dass die in Abs. 1 und 2 genannten Arbeiten erst durchgeführt werden, nachdem sich die fachkundige Leitung (§ 3) überzeugt hat, dass die laut Arbeitsfreigabesystem einzuhaltenden Bedingungen und festgelegten Schutz- und Rettungsmaßnahmen durchgeführt sind und sie die Arbeitsfreigabe erteilt hat.
(4) Es ist dafür zu sorgen, dass während der Durchführung von in Abs. 1 und 2 genannten Arbeiten ständig eine Person, die über die nötigen theoretischen und praktischen Kenntnisse für die Durchführung der Arbeiten sowie einschlägige Berufserfahrung verfügt, anwesend ist, die die Einhaltung der Schutzmaßnahmen überwacht und erforderliche Rettungsmaßnahmen setzen kann.
(5) Mit der Durchführung von in Abs. 1 und 2 genannten Arbeiten dürfen nur Arbeitnehmer/innen beschäftigt werden, die vor Beginn der Arbeiten über mögliche Gefahren, das richtige Verhalten bei der Durchführung der Arbeiten und die Schutz- und Rettungsmaßnahmen entsprechend unterwiesen wurden.
§ 5 - Kommunikations-, Warn- und Alarmsysteme
Arbeitgeber/innen haben dafür zu sorgen, dass die erforderlichen Kommunikations-, Warn- und Alarmsysteme vorhanden sind, damit im Bedarfsfall unverzüglich Hilfs-, Evakuierungs- und Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden können.
§ 6 - Flucht- und Rettungsmittel, Sicherheitsübungen
(1) Arbeitgeber/innen haben für die Bereitstellung und Wartung geeigneter Flucht- und Rettungsmittel zu sorgen, damit Arbeitnehmer/innen die Arbeitsstätte oder auswärtige Arbeitsstelle bei Gefahr schnell und sicher verlassen können. Die Rettungsmittel sind leicht zugänglich an geeigneten Stellen in betriebsbereitem Zustand bereitzuhalten und sind als solche zu kennzeichnen.
(2) Bei Arbeiten an, über oder in Gewässern, Schlammteichen und Absetzbecken müssen, sofern Ertrinkungsgefahr auftreten kann, geeignete Schutzausrüstungen und Rettungsmittel bereitgestellt sein. Bei solchen Arbeiten müssen mit der Handhabung dieser Schutzausrüstungen und Rettungsmittel unterwiesene Personen in ausreichender Zahl einsatzbereit anwesend sein. Mindestens eine Person muss die für die Durchführung der Wiederbelebung von im Wasser verunglückten Personen notwendigen Kenntnisse besitzen.
(3) Sicherheitsübungen sind in regelmäßigen Zeitabständen, mindestens jedoch einmal jährlich, durchzuführen. Bei diesen Übungen ist für eine Unterweisung der Arbeitnehmer/innen, denen Aufgaben für den Notfall zugewiesen wurden, die den Einsatz, die Benutzung oder die Bedienung von Schutzausrüstungen und Rettungsmitteln erfordern, zu sorgen. Erforderlichenfalls ist dafür zu sorgen, dass die Arbeitnehmer/innen, denen solche Aufgaben zugewiesen wurden, auch die korrekte Benutzung oder Bedienung einüben.
Erläuterungen
Die Regelungen des § 6 TAV sind dem Themengebiet Notfälle und gefährliche Ereignisse bzw. Notfallplanung zuzuordnen, welches durch eine Reihe von Bestimmungen der Tagbauarbeitenverordnung geregelt wird.Hierzu zählen: die Ermittlung und Beurteilung der Gefahren bezüglich absehbarer Betriebsstörungen, Notfälle und gefährlicher Ereignisse nach § 8 Abs. 1 Z 8 TAV, die Festlegung von Schutzmaßnahmen und Vorkehrungen gegen vorhersehbare Betriebsstörungen, Notfälle und gefährliche Ereignisse nach § 8 Abs. 2 Z 3 TAV, die Dokumentation der Gefahrenermittlung und -beurteilung sowie Maßnahmenfestlegung im Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokument nach § 8 Abs. 5 Z 1 TAV, die Bestimmungen zu Kommunikations-, Warn- und Alarmsystemen nach § 5 TAV, Vorgaben hinsichtlich der Information über das richtige Verhalten bei einem Notfall gem. § 17 Abs. 1 TAV, die Unterweisung nach § 17 Abs. 2 Z 4 TAV, welche Maßnahmen bei gefährlichen Ereignissen und Notfällen zu ergreifen sind, die Erstellung von schriftlichen Anweisungen nach § 17 Abs. 4 Z 2 u. 3 TAV, wie bei einem Notfall in oder in der Nähe der Arbeitsstätte vorzugehen ist und zum Einsatz der Notfallausrüstungen.
In diesem Zusammenhang ist auch auf die Meldeverpflichtung nach § 98 Abs. 2 ASchG hinzuweisen. Neben der Meldung von schweren und tödlichen Arbeitsunfällen an das Arbeitsinspektorat sind Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen verpflichtet, gefährlichen Ereignisse nach § 97 Mineralrohstoffgesetz unverzüglich an das Arbeitsinspektorat zu melden.
§ 7 - Verkehrswege
(1) Abweichend von § 2 Abs. 1 Z 1 bis 3 und Abs. 3, 4, 7 und 8 der Arbeitsstättenverordnung – AStV, BGBl. II Nr. 368/1998, sind Verkehrswege nach Abs. 2 bis 8 zu gestalten.
Erläuterungen
Abweichend von den genannten Bestimmungen zu Verkehrswegen der Arbeitsstättenverordnung werden mit § 7 TAV abweichende Regelungen getroffen. Dies erfolgte, um insbesondere dem im Tagbau vorherrschenden Verkehr mit Erdbaumaschinen und Lastkraftwagen Rechnung zu tragen. § 7 Abs. 2 TAV bezieht sich auf alle Verkehrswege im Freien, ungeachtet ob diese im Tagbau oder im Bereich der Aufbereitung liegen. Die Bestimmungen der Absätze 3 bis 8 sind nur bei Verkehrswegen in Tagbauen anzuwenden. Für Verkehrswege im Freien, welche sich nicht im Tagbau befinden, gelten die Bestimmungen des § 2 AStV, mit Ausnahme des § 2 Abs. 4 AStV, da anstelle dieser Bestimmung § 7 Abs. 2 TAV gilt. Für Verkehrswege in Gebäuden ist § 2 AStV anzuwenden.
(2) Verkehrswege im Freien mit Fahrzeugverkehr, die unter fest verlegten Bauteilen, wie Brückentragwerken, Fördereinrichtungen oder anderen Anlagenteilen, durchführen, müssen auf der tatsächlich nutzbaren Gesamtbreite mindestens folgende lichte Höhe aufweisen: maximale Höhe der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel und Höhe der darüber hinaus gehenden Ladung und zusätzlich ein Sicherheitsbeiwert von mindestens 0,5 m. Die tatsächliche lichte Höhe ist durch Hinweisschilder mit Angabe der lichten Höhe zu kennzeichnen. Hindernisse sind mit reflektierenden Materialien oder Sicherheitskennfarben zu markieren und erforderlichenfalls auch durch einen Anfahrschutz zu sichern.
(3) Verkehrswege im Tagbau sind so zu gestalten und freizuhalten, dass sie folgende nutzbare Mindestbreite aufweisen:
- Verkehrswege ohne Fahrzeugverkehr (Gehwege): 1,0 m,
- Verkehrswege mit Fahrzeugverkehr (Fahrstreifen): die maximale Breite der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel und zusätzlich 1,0 m,
- Verkehrswege mit Fußgänger- und Fahrzeugverkehr oder Fahrzeugverkehr auf mehreren Fahrstreifen: Mindestbreiten nach Z 1 und 2 und zusätzlich ein Begegnungszuschlag von 0,5 m zwischen den einzelnen Gehwegen und Fahrstreifen.
(4) Auf Verkehrswegen im Tagbau sind Ausweichen für Begegnungsverkehr, Reversier- und Umkehrplätze in ausreichender Anzahl und Breite vorzusehen. In Kurven und Kehren ist für eine Verbreiterung der Fahrstreifen entsprechend der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel zu sorgen.
(5) Die Steigung und das Gefälle von Verkehrswegen im Tagbau sind nach den Angaben der Hersteller/innen über die bestimmungsgemäße Verwendung der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel festzulegen, wobei insbesondere auch die Beschaffenheit des Fahrbahnuntergrundes und die Witterungseinflüsse zu berücksichtigen sind.
(6) Bei der Planung und Gestaltung von Verkehrswegen im Tagbau ist im Rahmen der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren weiters Folgendes zu berücksichtigen:
- Verkehrssicherheit,
- übersichtliche Verkehrswegsführung,
- Ausmaß des Verkehrsaufkommens,
- geeignete Fahrgeschwindigkeit entsprechend der Beschaffenheit des Verkehrsweges,
- ausreichende Stabilität des Verkehrsweguntergrundes unter Berücksichtigung der Belastungen durch die eingesetzten Arbeitsmittel.
(7) Die Ränder von Verkehrswegen im Tagbau sind erforderlichenfalls zu kennzeichnen. Hindernisse im Verlauf von Verkehrswegen im Tagbau sind mit reflektierenden Materialien oder Sicherheitskennfarben zu markieren und erforderlichenfalls auch durch einen Anfahrschutz zu sichern. Besteht bei der Benutzung von Verkehrswegen im Tagbau Absturzgefahr oder die Gefahr durch herabfallende Gegenstände oder Gestein, müssen geeignete Maßnahmen dagegen getroffen werden, durch Abgrenzungen oder Abschrankungen, wie Leitplanken, Freisteine, Schutzwälle, Schutzdächer oder durch bauliche Sicherungsmaßnahmen.
(8) Verkehrswege im Tagbau müssen während der Benützung ausreichend künstlich beleuchtet werden, wenn das Tageslicht nicht ausreicht. Die Beleuchtung der Verkehrswege darf unterbleiben, wenn
- die eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel mit Beleuchtungseinrichtungen ausgestattet sind, die eine blendfreie und ausreichende Beleuchtung der Verkehrswege ermöglichen und
- Arbeitnehmer/innen, die zu Fuß unterwegs sind, mit Warnbekleidung und ausreichenden Beleuchtungsmitteln ausgestattet sind.
Weiters ist dafür zu sorgen, dass auf selbstfahrenden Arbeitsmitteln von der Beleuchtung unabhängige Notbeleuchtungen, wie Akku-Handlampen, mitgeführt werden.
(9) Arbeitgeber/innen haben dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmer/innen die Verkehrswege im Tagbau nicht benützen, solange die Benützung, insbesondere auf Grund von herabfallendem Gestein, Absturzgefahr oder Witterungsbedingungen, nicht gefahrlos möglich ist oder die Gefahren durch geeignete Maßnahmen minimiert wurden.
(10) Arbeitgeber/innen dürfen Arbeitnehmer/innen auf auswärtigen Arbeitsstellen nur auf Verkehrswegen im Tagbau einsetzen, die nach Abs. 3 bis 8 gestaltet sind.
2. Abschnitt: Besondere Bestimmungen für den Tagbau
§ 8 - Ermittlung und Beurteilung der Gefahren, Festlegung von Maßnahmen
(1) In der Ermittlung und Beurteilungen der Gefahren gemäß § 4 ASchG sind zusätzlich folgende Gefahren, denen Arbeitnehmer/innen in Tagbauen ausgesetzt sein können, zu berücksichtigen:
- Geologische, hydrogeologische und geotechnische Gegebenheiten des Tagbaues und seines Umfeldes, jedenfalls zu Vorhandensein, Eintrittswahrscheinlichkeit, Ausmaß und Auswirkungen von möglichen Versagensereignissen und Böschungsbrüchen sowie weitere Georisiken, wie Vermurungen oder Hochwasser,
- Gefahrenquellen, die sich aus den durchgeführten oder geplanten Gewinnungsverfahren und den mit diesen im Zusammenhang stehenden Tagbauzuschnittsparametern und Arbeitsvorgängen ergeben,
- Eignung der eingesetzten Arbeitsmittel unter Berücksichtigung der Einsatzbedingungen,
- Zusammensetzung der mineralischen Rohstoffe und des Abraums, insbesondere das Auftreten von Quarz oder Asbestmineralien und die daraus zu erwartende Exposition der Arbeitnehmer/innen durch die freigesetzten mineralischen Stäube,
- gefährliche Arbeiten oder normalerweise gefahrlose Arbeiten, die sich mit anderen Arbeitsvorgängen überschneiden und die daher eine ernste Gefährdung bewirken können,
- Gefahren und Belastungen durch Umwelteinflüsse bei Arbeiten im Freien, wie Kälte, Hitze, Nässe oder UV-Strahlung,
- Gefahren beim Betrieb und bei der Instandhaltung von Anlagen untertage, die mit dem Tagbau in Zusammenhang stehen, wie Sturzschächte, Förderstrecken oder Tunnel für Verkehrswege,
- weitere absehbare Betriebsstörungen, Notfälle und gefährliche Ereignisse,
- Gefahren auf Grund der Beschäftigung betriebsfremder Arbeitnehmer/innen und Gefahren für betriebsfremde Arbeitnehmer/innen,
- gefahrbringende Auswirkungen der Gewinnungstätigkeit auf Arbeitnehmer/innen, die in anderen Teilen der Arbeitsstätte oder auswärtigen Arbeitsstelle, wie in Aufbereitungsanlagen, Werkstätten oder Bürogebäuden, beschäftigt sind.
(2) Auf Grundlage der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren nach Abs. 1 sind die durchzuführenden Maßnahmen unter Berücksichtigung der Grundsätze der Gefahrenverhütung (§ 7 ASchG) festzulegen. Insbesondere sind folgende Maßnahmen festzulegen:
- Technische und organisatorische Maßnahmen zur Sicherung des Tagbaues, insbesondere unter Berücksichtigung jener Gefahren, die sich durch Versagen des Gebirges oder des Untergrundes, durch herabfallendes Gestein oder durch Absturzgefahr ergeben,
- technische und organisatorische Maßnahmen zur Minimierung der Exposition der Arbeitnehmer/innen gegenüber freigesetzten mineralischen Stäuben,
- Maßnahmen für absehbare Betriebsstörungen, Notfälle und gefährliche Ereignisse, wie Arbeitsunfälle in schwer zugänglichen Bereichen des Tagbaues,
- Maßnahmen für die Durchführung der Koordination, wenn im Tagbau auch betriebsfremde Arbeitnehmer/innen beschäftigt werden,
- Maßnahmen für die sichere Gestaltung von Verkehrswegen im Tagbau (§ 7).
(3) Die Ermittlung und Beurteilung der Gefahren sowie die Festlegung von Maßnahmen ist regelmäßig zu aktualisieren. Eine Überprüfung und erforderlichenfalls eine Anpassung gemäß § 4 Abs. 4 und 5 ASchG hat jedenfalls zu erfolgen bei Änderungen
- der geologischen, hydrogeologischen und geotechnischen Gegebenheiten in den Abbaubereichen,
- des Gewinnungsverfahrens,
- der Tagbauzuschnittsparameter.
(4) Bei der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren sowie bei der Festlegung von Maßnahmen sind erforderlichenfalls geeignete Fachleute mit einschlägiger Ausbildung und Erfahrung, insbesondere auf den Gebieten des Bergingenieurwesens, der Geologie oder der Geotechnik, heranzuziehen.
(5) Im Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokument (§ 5 ASchG) ist jedenfalls Folgendes zu dokumentieren:
- Gefahren und Maßnahmen nach Abs. 1 und 2,
- Arbeiten und Maßnahmen nach § 4 Abs. 1 und 2 sowie nach § 7 Abs. 5, Tagbauzuschnittsparameter nach § 9, tagbauspezifische Gefahrenbereiche nach § 10 Abs. 1 und 2, Ergebnisse der Gefahrenanalyse und Maßnahmen nach § 14 Abs. 1 Z 2 sowie Ergebnisse der Überprüfung nach § 16 Abs. 2.
Erläuterungen
§ 8 Abs. 5 TAV stellt eine Konkretisierung zu § 5 ASchG und der Verordnung über die Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumente (DOK-VO, BGBl. Nr. 478/1996) dar. Im Abs. 5 werden alle Dokumentationsverpflichtungen nach der Tagbauarbeitenverordnung aufgelistet. Hierbei handelt es sich um jene Inhalte, welche für den sicheren Betrieb und die Gestaltung von Tagbauen relevant sein sollten.
(6) Die in Abs. 5 genannten Inhalte des Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumentes müssen für die Arbeitnehmer/innen im Tagbau jederzeit leicht erreichbar zur Einsicht aufliegen. Bei der Beschäftigung von betriebsfremden Arbeitnehmern/Arbeitnehmerinnen im Tagbau muss das Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokument deren Arbeitgebern/Arbeitgeberinnen jederzeit zur Verfügung stehen.
Erläuterungen
Durch die Vorgabe des § 8 Abs. 6 TAV soll sichergestellt werden, dass die für den Tagbau relevanten Inhalte des Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumentes jederzeit den betriebseigenen und auch den betriebsfremden Arbeitnehmern/innen zur Einsichtnahme vor Ort im Tagbau zur Verfügung stehen. Als Beispiel: Betriebsfremden Arbeitnehmern/innen soll dieses Dokument als Informationsquelle dienen, sodass für diese Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine zusätzliche Ermittlung von tagbauspezifischen Gefahrenbereichen nach § 10 TAV erfolgen braucht, da das Dokument die entsprechenden Angaben bereits enthält.
§ 9 - Tagbauzuschnittsparameter
Arbeitgeber/innen haben Tagbaue durch die Festlegung geeigneter Tagbauzuschnittsparameter so zu planen und zu betreiben, dass Arbeitnehmer/innen nicht gefährdet werden. Geeignete Tagbauzuschnittsparameter sind auf Grundlage der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren festzulegen. Weiters sind Tagbauzuschnittsparameter so festzulegen, dass das Ausmaß tagbauspezifischer Gefahrenbereiche möglichst reduziert wird.
§ 10 - Tagbauspezifische Gefahrenbereiche
(1) Auf Grundlage der Ermittlung und Beurteilung der Gefahren sind tagbauspezifische Gefahrenbereiche festzulegen.
(2) Tagbauspezifische Gefahrenbereiche sind durch technische Maßnahmen, z.B. durch Dämme, Wälle, Freisteine oder Absperrungen, gegen unbefugtes Betreten oder Befahren abzusichern. Ist eine Absicherung durch technische Maßnahmen nicht möglich, sind andere Maßnahmen zu setzen, um ein unbefugtes Betreten oder Befahren zu verhindern, z.B. deutlich sichtbare Kennzeichnung der Gefahrenbereiche, schriftliche Anweisungen und eine wirksame Überwachung.
(3) Arbeitnehmer/innen dürfen in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen nicht beschäftigt werden, insbesondere darf keine planmäßige Gewinnungstätigkeit durch die Beschäftigung der Arbeitnehmer/innen in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen erfolgen. In gewinnungstechnisch bedingten Ausnahmefällen dürfen Arbeitnehmer/innen in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen unter folgenden Voraussetzungen beschäftigt werden:
- Durch technische und organisatorische Maßnahmen wurden die Gefahren für Arbeitnehmer/innen minimiert und
- eine Arbeitsfreigabe im Sinn des § 4 wurde erteilt.
(4) § 11 Abs. 3 und 4 der Arbeitsstättenverordnung (AStV), BGBl. II Nr. 368/1998, sind im Tagbau auf Arbeitsplätze, Verkehrswege und erhöhte Bereiche, von denen Arbeitnehmer/innen abstürzen könnten, nicht anzuwenden.
Erläuterungen
§ 10 Abs. 4 TAV gibt vor, dass die Bestimmungen des § 11 Abs. 3 und 4 AStV (Absturzsicherungen mittels Geländer und Sicherungsmaßnahmen gegen herabfallende Gegenstände mittels Schutzdächer oder Schutznetzen) im Tagbau nicht angewandt werden brauchen. Diese Abweichungen von der AStV gelten jedoch nicht in der restlichen Arbeitsstätte (wie etwa bei Aufbereitungsanlagen, Bürogebäuden, Sanitär- und Sozialreindichtungen, Werkstätten, Tankstellen, Verladeeinrichtungen und Waagen) wenn Absturzgefahr oder die Gefahr durch herabfallende Gegenstände bestehen kann.
§ 11 - Tagbauböschungen
(1) Die Orientierung und die Neigung von Tagbauböschungen im Festgestein und die Neigung von Tagbauböschungen im Lockergestein sind in Abhängigkeit von den geologischen Gegebenheiten so zu wählen, dass die tagbauspezifischen Gefahrenbereiche möglichst reduziert werden. Das Böschungssystem ist durch das Einziehen von Etagen zu untergliedern.
(2) Die Höhe der Tagbauböschung der Arbeitsetagen bei ausschließlich mechanischem Abbau durch den Einsatz von selbstfahrenden Arbeitsmitteln darf bei Abbau im Hochschnitt oder im Tiefschnitt folgende Werte nicht überschreiten:
- Im Hochschnitt: die maximale Reich- oder Einstechhöhe der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel unter Berücksichtigung einer sicheren Aufstellung,
- im Tiefschnitt: die maximale Greif- oder Grabtiefe der eingesetzten Arbeitsmittel unter Berücksichtigung einer sicheren Aufstellung.
(3) Die Höhe der Tagbauböschung der Arbeitsetage ist bei einem Abbau durch sonstige mechanische Verfahren oder durch Sprengarbeiten so zu bemessen, dass
- sich Arbeitnehmer/innen bei Gewinnungstätigkeiten nicht in einem tagbauspezifischen Gefahrenbereich befinden und
- ein gefahrloses maschinelles Beseitigen von losem und im Abgehen begriffenem Gestein aus der Tagbauböschung durch den Einsatz von selbstfahrenden Arbeitsmitteln möglich ist.
(4) Abweichend von Abs. 2 Z 1 darf die Höhe von Tagbauböschungen im Lockergestein die maximale Reich- oder Einstechhöhe der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel um einen Meter überschreiten, wenn sichergestellt ist, dass keine Gefahr der Bildung eines Überhangs besteht.
§ 12 - Etagen, Arbeitsetagen
(1) Arbeitsetagen sind so anzulegen und zu bemessen, dass darauf befindliche Arbeitsplätze und Verkehrswege samt den erforderlichen Verbreiterungen (§ 7 Abs. 3 und 4) nicht in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen liegen.
(2) Die Höhe der Tagbauböschungen von Etagen und die Breite von Etagen, auf denen keine Arbeiten durchgeführt werden, sind so anzulegen und zu bemessen oder die Etagen sind durch geeignete Maßnahmen so zu sichern, dass Arbeitnehmer/innen auf tiefer liegenden Arbeitsplätzen oder Verkehrswegen durch herabfallendes Gestein nicht gefährdet werden.
§ 13 - Abraum, Halden, Endböschungssysteme
(1) Arbeitgeber/innen haben für eine entsprechende Abraumbeseitigung und Wasserhaltung zu sorgen, um Gefahren für Arbeitnehmer/innen durch abgehendes Gestein und größere Felsmassen zu vermeiden. Für die Gestaltung von Tagbauböschungen, Arbeitsetagen und Etagen in den Abraumbereichen gelten §§ 9 bis 12.
(2) Halden, Kippen und Absetzbecken sind so zu planen, anzulegen und zu betreiben, dass die Stabilität der Tagbauböschungen sowie die Sicherheit und der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer/innen gewährleistet sind. Es ist insbesondere dafür zu sorgen, dass Gefahren für Arbeitnehmer/innen durch ein Abgehen des angeschütteten Materials vermieden werden.
(3) Bei Endböschungssystemen sind die Höhen von Tagbauböschungen und Etagenbreiten von Endböschungssystemen so anzulegen, zu bemessen und zu sichern, dass Arbeitnehmer/innen auf Arbeitsplätzen oder Verkehrswegen durch herabfallendes Gestein und größere Felsmassen nicht gefährdet werden.
§ 14 - Einsatz von Arbeitsmitteln in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen
(1) Die Benutzung von Arbeitsmitteln in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen, in denen die Gefahr durch herabfallendes Gestein besteht, ist nur zulässig, wenn
- die Fahrerkabine und die sicherheitsrelevanten Fahrzeugkomponenten, wie die Bremsanlage oder die Lenkung, mit ausreichend dimensionierten Schutzaufbauten oder sonstigen Schutzeinrichtungen gesichert sind und
- eine Gefahrenanalyse (§ 35 Abs. 2 ASchG) durchgeführt wurde und die erforderlichen Maßnahmen getroffen wurden, um eine ausreichend hohe Schutzwirkung durch die Schutzaufbauten oder sonstigen Schutzeinrichtungen zu gewährleisten.
(2) Arbeitgeber/innen haben dafür zu sorgen, dass Arbeitsmittel in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen, in denen eine Gefahr durch herabfallendes Gestein besteht, nicht benutzt werden, wenn die Gefahrenanalyse ergibt, dass der Einsatz in diesen Bereichen ohne Gefahr für die Sicherheit und den Gesundheitsschutz für Arbeitnehmer/innen nicht möglich ist.
§ 15 - Besondere Sicherungsmaßnahmen im Tagbau
(1) Sind Bereiche eines Tagbaues von einem absehbaren oder akuten Abgehen von Gestein, insbesondere dem Abgehen größerer Felsmassen, betroffen, welches zu Gefahren für Arbeitnehmer/innen führen kann, so ist die Gefahrenquelle möglichst rasch durch technische Maßnahmen, wie Beräumen oder vorgezogene Gewinnung, zu beseitigen. Ist eine sofortige gefahrlose Beseitigung in einem Bereich nicht möglich, so ist wie folgt vorzugehen:
- Es ist dafür zu sorgen, dass Arbeitnehmer/innen diesen Bereich weder betreten noch befahren.
- Der betroffene Bereich ist durch technische Maßnahmen, z.B. durch Dämme, Wälle oder Freisteine abzusperren und ein Hinweis auf das Betretungs- und Befahrungsverbot ist auszuhängen.
- Ein Konzept zur Gefahrenbeseitigung ist zu erstellen, welches die gefahrlose Beseitigung der Gefahrenquelle durch technische Maßnahmen, wie Beräumen oder vorgezogenes Gewinnen, zu beinhalten hat.
- Auf Grundlage des Konzeptes nach Z 3 ist der betroffene Bereich zu sanieren.
- Nach Abschluss der Arbeiten hat die fachkundige Leitung den Bereich freizugeben.
(2) Für Bereiche an denen Hauwerk abgestürzt wird, z.B. Versturzkanten, Aufgabestellen für Sturzrinnen und Sturzschächte oder Entladestellen von Fahrzeugen, gilt:
- Die Bereiche sind erforderlichenfalls durch technische Maßnahmen so zu sichern, dass ein unbeabsichtigtes Überfahren verhindert wird oder
- es ist dafür zu sorgen, dass die Tätigkeiten von einem sicheren Standplatz aus durchgeführt werden.
(3) Arbeitnehmer/innen dürfen insbesondere mit folgenden Tätigkeiten nicht beschäftigt werden:
- Arbeiten von Hand an und in Tagbauböschungen, z.B. händisches Wegladen oder Laden und Besetzen von Bohrlöchern, wenn keine wirksamen Sicherungsmaßnahmen gegen herabfallendes Gestein gesetzt sind,
- Arbeiten im Rahmen von Abbauverfahren, die zu einem Versagen des Untergrundes führen und dadurch Gefahren für Arbeitnehmer/innen durch herabfallendes Gestein oder durch Absturz erhöhen, z.B. gefahrbringendes Übersteilen von Lockergestein oder Hauwerk, Untergraben oder Unterhöhlen im Festgestein,
- Abstürzen von Hauwerk bei gleichzeitiger Entnahme des Hauwerks unter Verwendung selbstfahrender Arbeitsmittel, wenn der Entnahmebereich durch abgehendes Hauwerk gefährdet sein kann.
Erläuterungen
Erfolgt ein Abstürzen von Hauwerk nicht durch selbstfahrende Arbeitsmittel, sondern beispielweise durch Stetigförderer, so braucht das Beschäftigungsverbot nach § 15 Abs. 3 Z 3 TAV nicht angewandt werden.
§ 16 - Überprüfung des Tagbaues
(1) Bevor jeweils mit der Arbeit begonnen wird, müssen Bereiche oberhalb von Arbeitsplätzen oder Verkehrswegen von der fachkundigen Leitung oder einer von dieser betrauten fachkundigen Person insbesondere auf Gefahren durch lose Felsmassen und die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen überprüft werden.
(2) Eine Überprüfung der Abbaubereiche eines Tagbaues und jener Bereiche, zu denen Arbeitnehmer/innen im Rahmen ihrer Tätigkeit Zugang haben, auf mögliche Gefahren durch die fachkundige Leitung oder einer von dieser betrauten fachkundigen Person hat insbesondere zu erfolgen
- nach Sprengungen,
- beim Andrang größerer Mengen von Oberflächenwasser, z.B. nach starken oder längeren Niederschlägen oder während der Schneeschmelze,
- in Perioden mit Frost- und Tauwechsel.
(3) Arbeitnehmer/innen dürfen im Tagbau nur beschäftigt werden, wenn die Überprüfungen nach Abs. 1 und 2 durchgeführt wurden. Werden bei den Überprüfungen nach Abs. 1 und 2 Mängel festgestellt, dürfen Arbeitnehmer/innen erst beschäftigt werden, wenn die Mängel behoben oder die erforderlichen Schutzmaßnahmen ergriffen wurden.
Erläuterungen
Hinsichtlich Überprüfungen bzw. Kontrollen von Tagbauen werden mit der Tagbauarbeitenverordnung folgende Arten unterschieden:
- Der Besuch nach § 3 Abs. 6 TAV von belegten Arbeitsstätten und auswärtigen Arbeitsstellen durch die fachkundige Leitung bzw. deren Stellvertretung mindestens einmal pro Schicht, wenn es die Evaluierung für erforderlich hält. Diese Vorgabe dient insbesondere auch der Umsetzung der Mineralgewinnungsrichtlinie (RL 92/104/EWG) in Hinblick auf die Vorgaben zur Aufsicht (Anhang, Abschnitt A, 1.3. Aufsicht).
- Die Überprüfung im Zuge der Arbeitsfreigabe durch die fachkundige Leitung bzw. deren Stellvertretung nach § 4 Abs. 3 TAV bevor eine Freigabe der Arbeiten erteilt werden darf.
- Die Überprüfung von Arbeitsplätzen und Verkehrswegen vor Beginn der Arbeiten durch die fachkundige Leitung, deren Stellvertretung oder einer von dieser betrauen fachkundigen Person nach § 16 Abs. 1 TAV.
- Die Überprüfung bestimmter Bereiche eines Tagbaues nach Sprengungen, beim Andrang größerer Mengen von Oberflächenwasser sowie in Perioden mit Frost- und Tauwechsel, also nach Ereignissen bzw. Gegebenheiten, bei denen von erhöhtem Steinfall oder dem Versagen des Untergrundes auszugehen ist. Diese Überprüfung nach § 16 Abs. 2 TAV hat durch die fachkundige Leitung bzw. deren Stellvertretung oder einer von mit dieser Aufgabe betrauten fachkundige Person zu erfolgen.
Ziele von Überprüfungen, welche zumindest in Form einer In-Augenscheinnahme zu erfolgen haben, sind die Feststellung von Gefahren bzw. Gefahrenstellen, die Neubewertung bekannter Gefahrenstellen, das Setzen von Sicherungsmaßnahmen zur Gefahrenverhütung (diese sind im Wesentlichen das Säubern der Böschungen nach § 15 TAV, das Absperren von Gefahrenbereichen durch Wälle, Dämme und Freisteine und die Information der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, also die Information und entsprechende Unterweisung nach § 17 TAV). In Folge ist aber auch immer die Wirksamkeit bestehender Sicherungsmaßnahmen zu prüfen.
Hinsichtlich der Überprüfungen nach § 16 TAV wird keine Dokumentationspflicht vorgegeben. Es bleibt den Arbeitgebern und Arbeitgeberinnen somit selbst überlassen für eine solche im Bedarfsfall zu sorgen.
§ 17 - Information und Unterweisung für Arbeitnehmer/innen im Tagbau
(1) Arbeitnehmer/innen in Tagbauen sind im Sinne des § 12 ASchG zumindest über Folgendes zu informieren:
- Mögliche Gefahren im Tagbau sowie Mechanismen, durch welche diese Gefahren entstehen können und in welchen Bereichen diese vorhanden sind oder auftreten können,
- Art, Ausmaß und Auswirkung der möglichen Gefahren am Arbeitsplatz sowie die gesetzten und zu setzenden Schutzmaßnahmen,
- Verhalten bei Notfällen oder gefährlichen Ereignissen.
(2) Arbeitnehmer/innen in Tagbauen sind im Sinne des § 14 ASchG zumindest über Folgendes zu unterweisen:
- Sichere Durchführung von Arbeiten,
- richtiger Umgang mit den vorhandenen Arbeitsmitteln,
- richtiges Verhalten bei Gefahren im Tagbau,
- Maßnahmen, die bei Notfällen oder gefährlichen Ereignissen zu ergreifen sind.
(3) Die Information und Unterweisung der Arbeitnehmer/innen gemäß Abs. 1 und 2 hat mindestens einmal jährlich zu erfolgen.
(4) Für Arbeiten in Tagbauen, wie für die Durchführung von Arbeiten mit besonderen Gefahren für Arbeitnehmer/innen (§ 4 Abs. 1 und 2), sind schriftliche Anweisungen (§ 14 Abs. 5 ASchG) zu erstellen, insbesondereErläuterungen
Neben der Verpflichtung, dass eine Information und Unterweisung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vor der Aufnahme einer Tätigkeit zu erfolgen hat (Verpflichtung nach§ 12 Abs. 2 und 14 Abs. 2 ASchG) bzw. dass eine Unterweisung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen nach bestimmten Ereignissen durchzuführen ist (Vorgabe nach § 14 Abs. 2 Z 2 bis 6 ASchG), werden durch § 17 Abs. 3 TAV die Intervalle für eine Wiederholung mit max. 12 Monaten festgelegt.
- über die Vorgangsweisen, die zur Gewährleistung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer/innen und eines sicheren Einsatzes der Arbeitsmittel einzuhalten sind,
- über die Vorgangsweisen bei einem Notfall in oder in der Nähe der Arbeitsstätte oder auswärtigen Arbeitsstelle,
- über den Einsatz der Notfallausrüstungen.
(5) Der/die für die Arbeitsstätte verantwortliche Arbeitgeber/in ist verpflichtet, für die Information und Unterweisung betriebsfremder Arbeitnehmer/innen über Gefahren im Tagbau zu sorgen und hat den betriebsfremden Arbeitnehmern/Arbeitnehmerinnen die schriftlichen Anweisungen zur Verfügung zu stellen.
Erläuterungen
Die Tagbauarbeitenverordnung enthält eine Reihe von Bestimmungen zum Schutz von betriebsfremden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bzw. zur Koordinierung bei der Beschäftigung von betriebsfremden Beschäftigten. Diese sind folgende:
- 3 Abs. 2 TAV sieht die Koordinierung der fachkundigen Leitungen vor.
- Mit § 8 Abs. 1 Z 9 und Abs. 2 Z 4 TAV wird eine spezielle Gefahrenermittlung und -beurteilung für betriebsfremde Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und die Festlegung von Schutzmaßnahmen für diese Personengruppe vorgegeben.
- Die Regelungen des § 8 Abs. 6 TAV sollen sicherstellen, dass vor allem betriebsfremden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine jederzeitige Einsichtnahme in das Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokument ermöglicht wird.
Eine weitere wesentliche Bestimmung zur Beschäftigung von betriebsfremden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wird mit § 17 Abs. 5 TAV getroffen. Bei dieser Vorgabe wird davon ausgegangen, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, welche für die Arbeitsstätten verantwortlich sind, über Gefahrenquellen in der Arbeitsstätte und sicherheitstechnische Belange Bescheid wissen und daher am besten in der Lage sind, für eine entsprechende Information und Unterweisung von betriebsfremden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu sorgen. In diesem Zusammenhang sind den betriebsfremden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Anweisungen in schriftlicher Form zur Verfügung zu stellen.
§ 18 - Genehmigungsverfahren
Die nach § 93 Abs. 2 in Verbindung mit § 92 Abs. 3 ASchG vorzulegenden Unterlagen haben auch die für die Beurteilung erforderlichen tagbauspezifischen Angaben zu enthalten, insbesondere Angaben zu den tagbauspezifischen Gefahrenbereichen.
Erläuterungen
Im Rahmen von Genehmigungen und Verfahren nach dem Mineralrohstoffgesetz (MinroG, BGBl. I Nr. 38/1999) sind, sofern eine Beschäftigung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen erfolgt, neben den bergrechtlichen Aspekten insbesondere die Belange des Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerschutzes zu berücksichtigen (Verfahrenskonzentration nach §§ 93 und 94 ASchG). Die nach dem Mineralrohstoffgesetz zuständigen Behörden haben in diesen Verfahren die Arbeitnehmerschutzbelange zu prüfen (bzw. erforderlichenfalls durch Sachverständige prüfen zu lassen) und haben sicherzustellen, dass eine Genehmigung nur dann erteilt wird, wenn die zu genehmigenden Tagbaue und Anlagen den geltenden Arbeitnehmerschutzvorschriften entsprechen und zu erwarten ist, dass vorhersehbare Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen vermieden werden.Um diese Voraussetzungen für die Erteilung einer Genehmigung beurteilen zu können, sind dem jeweiligen Genehmigungsantrag geeignete Unterlagen (Beschreibungen, Verzeichnisse, Pläne, Skizzen sowie Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumente nach § 92 Abs. 3 ASchG sowie tagbauspezifische Angaben und insbesondere Angaben zu den tagbauspezifischen Gefahrenbereichen nach § 18 TAV), anzuschließen.
Die Tagbauarbeitenverordnung gibt keine Werte für Tagbauzuschnittsparameter vor (etwa maximal zulässige Höhen von Tagbauböschungen bzw. Mindestbreiten von Etagen und Arbeitsetagen), da diese entsprechend der geologischen und geotechnischen Gegebenheiten des Tagbaues in Verbindung mit dem Gewinnungsverfahren und den hierbei eingesetzten Arbeitsmitteln festzulegen sind, insbesondere im Rahmen von Genehmigungen. Diese Vorgangsweise soll einerseits zur optimalen gefahrenspezifischen Festlegung von Tagbauzuschnittsparametern führen, andererseits wird den Betrieben und den Planern ein Gestaltungsspielraum eingeräumt, um Tagbauzuschnittsparameter bestmöglich an die betrieblichen Erfordernisse anzupassen. Vorrangiges Ziel bei der Festlegung von gefahrenspezifischen Tagbauzuschnittsparametern ist es, dass keine planmäßige Gewinnungstätigkeit durch die Beschäftigung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in tagbauspezifischen Gefahrenbereichen erfolgt (Vorgabe nach § 10 Abs. 3 TAV) und die Mindestbreiten von Arbeitsetagen so zu wählen sind, dass sich die darauf befindlichen Arbeitsplätze und Verkehrswege nicht in Gefahrenbereichen befinden (Vorgabe nach § 12 Abs. 1 TAV). Dieser Umstand, dass ein Betreiben bei den geplanten Tagbauzuschnittsparametern ohne voraussichtliche Gefährdung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen möglich ist, ist im Zuge von Genehmigungen begründet darzulegen.
Im Zusammenhang mit Festgesteinstagbauen sind folgende schlüssig nachvollziehbare Angaben zu den geplanten Tagbauzuschnittsparametern anzugeben:
- Das Ausmaß von tagbauspezifischen Gefahrenbereichen an den Böschungsoberkanten (mit Absturzgefahr) in Hinblick auf die geplanten Böschungsorientierungen, Höhen und Neigungen von Tagbauböschungen.
- Das Ausmaß von tagbauspezifischen Gefahrenbereichen am Fuß der Tagbauböschungen (mit der Gefahr durch herabfallendes Gestein) in Abhängigkeit von Böschungshöhen und -neigungen für zumindest folgende Schutzobjekte: die
- Führerinnen und Führer von selbstfahrenden Arbeitsmitteln, bei denen sich diese in erhöhter Sitzposition befinden (Führerinnen und Führer von Erdbaumaschinen und Lastkraftwagen) sowie
- Fußgängerinnen oder Fußgänger (wie Sprengbefugte oder Fahrzeugführer und Fahrzeugführerinnen, die ihr Arbeitsmittel verlassen) und Führer und Führerinnen von selbstfahrenden Arbeitsmitteln, bei denen sich diese nicht in erhöhter Sitzposition befinden (Personenkraftwagen).
- Um eine Prüfung der Vorgaben nach § 11 Abs. 3 TAV zu ermöglichen, ist nachzuweisen (z.B. in Form einer Parameterstudie), dass mit den zur Verfügung stehenden selbstfahrenden Arbeitsmitteln (z.B. einem im Betrieb zur Verfügung stehenden Hydraulikbagger mit Tieflöffelausrüstung) ein gefahrloses maschinelles Beseitigen von losem und im Abgehen begriffenem Gestein aus der Tagbauböschung möglich ist. Hierbei ist die sichere Aufstellung (außerhalb der Gefahrenbereiche an Böschungsoberkante und am Böschungsfuß) dieser Arbeitsmittel zu berücksichtigen.
- Um die Prüfung der Vorgaben nach § 7 Abs. 3 TAV zu ermöglichen, sind Verkehrswegsbreiten entsprechend den eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmitteln und der Begegnungsart (einspurig – zweispurig) anzuführen.
- Um die Prüfung der Vorgaben nach § 7 Abs. 5 TAV zu ermöglichen, sind die Maximalneigungen von Verkehrswegen, entsprechend den Herstellerangaben für einen sicheren Betrieb der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel, anzugeben.
- In Hinblick auf Gewinnungssprengungen sind die geplanten Abstände der Bohrlöcher zur Böschungsoberkante anzugeben (söhlige Vorgabe).
Daraus ergeben sich bzw. sind für Festgesteinstagbaue anzugeben:
- Maximalhöhen von Tagbauböschungen,
- Maximalneigungen von Tagbauböschungen,
- Mindestbreiten von Arbeitsetagen unter Berücksichtigung der Gefahrenbereiche und des Platzbedarfes für sichere Arbeitsplätze und Verkehrswege (sicherer Arbeitsbereich); Hinweis: die Mindestbreiten variieren in Abhängigkeit von der Böschungsorientierung, -neigung und –höhe;
- Mindestbreiten von Etagen.
Erfolgt eine Schwerkraftförderung über Teile des Böschungssystems durch Abstürzen und Entnahme des Hauwerks mittels selbstfahrender Arbeitsmittel, sind zusätzlich folgende Punkte zu behandeln:
- Nachweisführung, dass das Böschungssystem, über das abgestürzt wird, eine entsprechende Standsicherheit aufweist,
- Nachweis, dass ein sicheres Abkippen erfolgen kann,
- Nachweis, dass eine sichere Entnahme durchgeführt werden kann,
- Angabe, wie ein Übersteilen des Hauwerkfächers vermieden wird, wie mit großen Blöcken, die sich im Hauwerkfächer befinden und abgehen können, umgegangen wird, sowie welche Vorgehensweise bei Verklausung geplant wird.
Im Zusammenhang mit Lockergesteinstagbauen sind folgende schlüssig nachvollziehbare Angaben zu Tagbauzuschnittsparametern anzugeben:
- Ausmaß von tagbauspezifischen Gefahrenbereichen an den Böschungsoberkanten (mit Absturzgefahr) in Abhängigkeit von Böschungshöhen und –neigungen,
- Ausmaß von tagbauspezifischen Gefahrenbereichen am Fuß der Tagbauböschungen (mit der Gefahr durch Verschüttetwerden) in Abhängigkeit von Böschungshöhen und -neigungen für zumindest folgende Schutzobjekte:
- die Führerinnen und Führer von selbstfahrenden Arbeitsmitteln, bei denen sich diese in erhöhter Sitzposition befinden (Führerinnen und Führer von Erdbaumaschinen und Lastkraftwagen) sowie
- Fußgängerinnen und Fußgänger und Führerinnen und Führer von selbstfahrenden Arbeitsmittel, bei denen sich diese nicht in erhöhter Sitzposition befinden (Personenkraftwagen),
- Angaben (z.B. in Form einer Parameterstudie), welche nachweisen, dass mit den zum Einsatz kommenden selbstfahrenden Arbeitsmitteln (wie Bagger und Radlader) die Vorgaben zu maximal zulässigen Böschungshöhe eingehalten werden können (§ 11 Abs. 2 TAV), hierbei sind die Reichweiten der Abbaugeräte und deren sichere Aufstellung zu berücksichtigen,
- Verkehrswegsbreiten entsprechend den eingesetzten Arbeitsmitteln und der Begegnungsart (§ 7 Abs. 3 TAV),
- Maximalneigung von Verkehrswegen, entsprechend den Herstellerangaben für einen sicheren Betrieb der eingesetzten selbstfahrenden Arbeitsmittel (§ 7 Abs. 5 TAV).
Daraus ergeben sich bzw. sind bei Lockergesteinstagbauen anzugeben:
- Maximalhöhen von Tagbauböschungen,
- Maximalneigungen von Tagbauböschungen,
- Mindestbreiten von Arbeitsetagen unter Berücksichtigung der Gefahrenbereiche und des Platzbedarfes für Arbeitsplätze und Verkehrswege (sicherer Arbeitsbereich),
- Mindestbreiten von Etagen.
Erfolgt eine Gewinnung im grundwasserführenden Lockergestein (Nassbaggerungen) sind zusätzlich folgende weitere Punkte zu begründen:
- Wie wird sichergestellt (bzw. wie erfolgt eine Überwachung), dass die vorgesehenen maximalen Böschungshöhen im Tiefschnitt eingehalten werden?
- Wie wird sichergestellt (bzw. wie erfolgt eine Überwachung), dass die vorgesehenen maximalen Böschungsneigungen im Tiefschnitt eingehalten werden, und wie wird verhindert, dass es zu einem gefahrbringenden Übersteilen der Unterwasserböschungen oder gar zu einem Untergraben kommt.
- In welchem Ausmaß erfolgen Arbeiten in der kalten Jahreszeit und wie wird bei einer Vereisung der Wasserflächen vorgegangen?
3. Abschnitt: Andere Vorschriften, Übergangs- und Schlussbestimmungen
§ 19 - Andere Vorschriften, Ausnahmen
(1) Die Verordnung über brennbare Flüssigkeiten – VbF, BGBl. Nr. 240/1991 in der geltenden Fassung, ist im Geltungsbereich dieser Verordnung als Arbeitnehmerschutzvorschrift anzuwenden.
(2) Gemäß § 95 Abs. 1 ASchG wird festgestellt, dass die Behörde von folgenden Bestimmungen dieser Verordnung keine Ausnahmen zulassen darf: §§ 3 bis 5, § 6 Abs. 1 und 3, §§ 8, 10, § 16 Abs. 1, § 17.
§ 20 - Übergangsbestimmungen
(1) Bei Inkrafttreten dieser Verordnung bereits genehmigte Tagbaue müssen, sofern die in § 21 Abs. 1 genannten Bestimmungen eingehalten werden, erst
- ab 1. Jänner 2012 § 4, § 7 Abs. 2 bis 5, den §§ 8 bis 10, § 12 Abs. 1 und § 14 dieser Verordnung,
- ab 1. Jänner 2016 § 11 und § 12 Abs. 2 dieser Verordnung entsprechen.
(2) Die in Abs. 1 Z 1 genannte Übergangsfrist für § 7 Abs. 3 bis 5 gilt auch für Arbeitgeber/innen iSd § 7 Abs. 10.
(3) § 13 Abs. 3 dieser Verordnung gilt nicht für Endböschungssysteme, die vor Inkrafttreten dieser Verordnung genehmigt wurden.
§ 21 - Schlussbestimmungen
(1) Gemäß § 125 Abs. 8 ASchG wird festgestellt, dass die gemäß § 123 Abs. 2 Z 1 ASchG als Arbeitnehmerschutzvorschriften in Geltung stehenden §§ 3 bis 5, § 6 Abs. 1 bis 5 und Abs. 7 sowie die §§ 7, 8, 10, § 11 Abs. 2 und 3, §§ 12 bis 14, §§ 16 bis 44, § 45 Abs. 1 und 2, § 46 sowie § 65 der als Bundesgesetz in Geltung stehenden Verordnung über den Schutz der Dienstnehmer und der Nachbarschaft beim Betrieb von Steinbrüchen, Lehm-, Ton-, Sand- und Kiesgruben sowie bei Haldenabtragungen, BGBl. Nr. 253/1955, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 13/2007, außer Kraft treten.
(2) Für die Dauer der Inanspruchnahme der in § 20 genannten Übergangsfristen gelten folgende Bestimmungen der in Abs. 1 genannten Vorschrift weiter:
- Für die Übergangsfrist des § 20 Abs. 1 Z 1: § 3 Abs. 1 erster Satz, § 3 Abs. 4, § 5 Abs. 3, § 7 Abs. 1 erster Satz, § 7 Abs. 5 erster Satz und § 23 Abs. 2;
- für die Übergangsfrist des § 20 Abs. 1 Z 2: § 38.
(3) Folgende Arbeitnehmerschutzbestimmungen der gemäß § 195 Abs. 1 Z 4 MinroG übergeleiteten Allgemeinen Bergpolizeiverordnung, BGBl. Nr. 114/1959, zuletzt geändert durch die Verordnung BGBl. II Nr. 298/2006, treten für den Geltungsbereich des ASchG außer Kraft: § 6 für über Tage, § 7, § 8 für über Tage, § 9 Abs. 4 und 5, §§ 11, 13, § 14 für Bühnen, Treppen und Brücken über Tage, § 15, §§ 19 bis 26, §§ 47 bis 50, § 51 Abs. 1, § 52, § 72 Abs. 3, §§ 88 bis 94, § 98 Abs. 2, §§ 113, 118 bis 123, §§ 125 bis 127, §§ 131 bis 137, § 185 Abs. 1 und 3 bis 6, § 192, § 193 Abs. 1 und 2, § 218 Abs. 2, §§ 273, 286, §§ 291 bis 296, §§ 298 bis 302, § 308, §§ 328 bis 330, § 334 Abs. 1, § 336 für über Tage, §§ 338 bis 341, §§ 343, 344, 347, 348, §§ 352 bis 355.
(4) Die in Abs. 3 angeführten Bestimmungen bleiben, soweit keine Arbeitnehmer/innen beschäftigt werden, als bergrechtliche Bestimmungen unberührt.
(5) Durch diese Verordnung werden Bestimmungen der Richtlinie 92/104/EWG des Rates über Mindestvorschriften zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Arbeitnehmer in übertägigen oder untertägigen mineralgewinnenden Betrieben, ABl. Nr. L 404 vom 31.12.1992, S. 10, für den Obertagebergbau umgesetzt.
(6) Diese Verordnung tritt am 1. Jänner 2011 in Kraft.
Letzte Änderung am: 27.07.2022