Was nutzt der Arbeitsschutz den Beschäftigten, Unternehmen und der Gesellschaft?
Die Prävention von arbeitsbedingten Erkrankungen und Arbeitsunfällen verhindert nicht nur menschliches Leid und Verlust an Lebensqualität, sondern erhöht auch Arbeitsfähigkeit und Produktivität. Dadurch trägt wirksamer Arbeitsschutz zum wirtschaftlichen Erfolg eines Landes und von Betrieben bei.
Humanitärer Nutzen: Beschäftigte sind vor Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen zu schützen, um menschliches Leid zu verhindern und Lebensqualität zu gewährleisten. Für eine demokratische Gesellschaft hat dieser Nutzen oberste Priorität und ist in zahlreichen Gesetzestexten und Übereinkommen verankert.
- Entwicklung tödlicher und nicht-tödlicher Arbeitsunfälle in Österreich: Die Anzahl der Arbeits-
unfälle konnte in den letzten 20 Jahren um ein Drittel reduziert werden. Auch die Anzahl der tödlichen Arbeitsunfälle hat sich sehr positiv entwickelt. 1993 starben noch 332 Erwerbstätige an den Folgen eines Arbeits- oder Wegunfalls, im Jahr 2023 nur mehr 119 und das obwohl sich die Anzahl der versicherten Erwerbstätigen stark erhöht hat (AUVA). - Entwicklung arbeitsbedingter Erkrankungen: 13% aller (jemals) Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren haben zumindest ein arbeitsbedingtes Gesundheitsproblem (meistens Rückenprobleme) und 83% von ihnen sind dadurch im Alltagsleben beeinträchtigt. Die Land- und Forstwirtschaft, Gesundheitsberufe sowie Baubranche sind besonders betroffen ( 2020). Von 2010 – 2016 gab es einen steigenden Trend unter registrierten arbeitsbedingten Erkrankungen in Österreich (OSH Barometer). Die Entwicklung ist aber aufgrund fehlender konsistenter Daten schwer zu fassen.
Gesellschaftlicher Nutzen: Hohe Sicherheitsstandards auf Arbeitsplätzen bieten langfristig Wettbewerbsvorteile und tragen dazu bei, dass Folgekosten von Arbeitsunfällen und arbeitsbedingten Erkrankungen gesenkt werden. So können auch Steuerkosten im Gesundheitswesen reduziert werden.
- Studien bestätigen den Zusammenhang zwischen verbesserten Arbeitsschutzmaßnahmen eines Landes und geringerer arbeitsbedingter Sterblichkeit und arbeitsbedingtem Krankenstand. Präventionsmaßnahmen reduzieren somit auch gesellschaftliche Kosten und tragen zum Wohlstand bei (EU-OSHA 2017).
Kosten von arbeitsbedingten Unfällen und Erkrankungen (Bottom-Up-Modell):
- Österreich: ca. 9,9 Mrd. EUR, sprich ca. 2,9% des BIP bzw. 2.400 EUR pro erwerbstätiger Person (2015). Arbeitsbedingte Erkrankungen sind für mehr als vier Fünftel aller Folgekosten verantwortlich.
- Die Kosten setzen sich zusammen aus direkten Kosten (z.B. Behandlungskosten), indirekten Kosten (z.B. entgangene Wertschöpfung, Anpassungskosten, Einkommensverluste) und intangiblen Kosten (z.B. Verluste an Lebenszeit und Lebensqualität)
- Verteilung der Gesamtkosten in Österreich: Arbeitnehmer:innen (59%), Arbeitgeber:innen (17%), Gemeinschaft (24%)
Betrieblicher Nutzen: Arbeitgeber:innen haben in der Regel ein fundamentales Interesse daran, dass ihre Beschäftigten gesund bleiben. Arbeitsschutzmaßnahmen haben aber auch einen belegten, ökonomischen Nutzen für Betriebe aufgrund geringerer Krankenstandstage, höherer Produktivität und gestiegener Zufriedenheit.
- Jeder in betriebliche Prävention investierte Euro kommt in der Regel mehr als doppelt zurück. Laut einer umfangreichen Studie liegt der ökonomische Erfolg von Investitionen in den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz bei 2.2 EUR. Grund dafür sind z.B. gestiegene Motivation bzw. Zufriedenheit der Beschäftigten, besseres lmage und Kosteneinsparungen durch vermiedene Betriebsstörungen (DGUV 2013). Die Einbindung von Beschäftigten erhöht in der Regel die Wirksamkeit.
Gesetzlicher Nutzen: Unternehmen sind verpflichtet, Arbeitsschutzgesetze einzuhalten. Diese Gesetze zielen darauf ab, ein einheitliches Regelwerk zu schaffen, damit sich der humanitäre, gesellschaftliche und ökonomische Nutzen entfalten kann. Die Arbeitsinspektion kontrolliert die Einhaltung dieser Gesetze, damit Bedingungen für Betriebe fair, gerecht und planbar sind.
In einer umfassenden europäischen Umfrage werden regelmäßig die Gründe erhoben, warum sich österreichische Betriebe mit Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes befassen (ESENER 2019):
- Erfüllung des gesetzlichen Auftrages: für 91% ein „wichtiger Grund“ (EU-Schnitt: 89%)
- Erfüllung der Erwartungen der Beschäftigten und deren Vertreter: für 85% ein „wichtiger Grund“ (EU-Schnitt: 82%)
- Wahrung des Rufes des Unternehmens: für 83% ein „wichtiger Grund“ (EU-Schnitt: 77%)
- Aufrechterhaltung oder Steigerung der Produktivität: für 75% ein „wichtiger Grund“ (EU-Schnitt: 67%)
- Vermeidung von Strafzahlungen durch die Arbeitsinspektion: für 74% ein „wichtiger Grund“ (EU-Schnitt: 79%)
Alle Informationen auch kompakt im Merkblatt: Nutzen-des-Arbeitsschutzes.pdf (PDF, 0,4 MB)
Letzte Änderung am: 19.12.2024