EU-Kampagne: Sicher und gesund arbeiten in Zeiten der Digitalisierung

Der Einfluss der Digitalisierung auf die Arbeitswelt wird immer größer. Um die digitale Transformation menschengerecht zu gestalten, müssen wir diese zunächst verstehen. Die EU-Kampagne setzt genau hier an.

Wie „digital“ ist die österreichische Arbeitswelt? 

Österreich liegt in der Europäischen Union an siebenter Stelle beim Anteil hochdigitalisierter Unternehmen. Rund 29% der österreichischen Betriebe können als hochdigitalisiert eingestuft werden, weitere 28% zeichnen sich durch einen stark ausgeprägten Computereinsatz und limitierte Verwendung anderer digitaler Technologien aus. Die rasante Ausbreitung mobiler Arbeits- und Kommunikationsformen im Zuge der Corona-Pandemie sowie wirtschaftlicher Anwendungsfälle künstlicher Intelligenzen treiben die Transformation von Arbeit weiter voran.   

Worum geht’s konkret in der EU-Kampagne?

Die Europäische Kampagne 2023 bis 2025 soll einen Beitrag leisten, um neue Gefahren am Arbeitsplatz durch die digitale Transformation frühzeitig zu erkennen und geeignete Präventionsmaßnahmen zu setzen. Gleichzeitig gilt es, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu identifizieren und für Verbesserungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bestmöglich zu nutzen. Dabei stehen fünf Prioritätsbereiche im Mittelpunkt:

  • Mobiles und hybrides Arbeiten
  • Intelligente digitale Systeme
  • Arbeit auf digitalen Plattformen
  • Automatisierung von Aufgaben (fortgeschrittene Robotik, künstliche Intelligenz)
  • Personalmanagement mithilfe künstlicher Intelligenz  

Was sind mögliche Chancen der Digitalisierung für die Arbeitswelt?

Der digitale Wandel hat Unternehmen und ihren Beschäftigten Erleichterungen und Entlastungen in unterschiedlichsten Bereichen gebracht. Maßgeschneiderte Software, fortgeschrittene Robotik, maschinelles Lernen, ortsflexibles Arbeiten und der Einsatz künstlicher Intelligenz können Beschäftigte einerseits unterstützen und andererseits den Einsatz von Menschen in Gefahrenbereichen reduzieren. Die Nutzung von Big Data Analysen ermöglicht es zudem wirksame Systeme zur Risikoeinschätzung innerhalb der Arbeitssicherheit zu entwickeln. Neue, digitale Tools können somit bei richtiger Anwendung sowohl betriebliche Abläufe als auch den Schutz von Arbeitnehmer:innen unterstützen.

Was bedeutet „Künstliche Intelligenz“ (KI)?

Laut EU-Kommission sind damit Systeme gemeint, die sich „intelligent“ verhalten, ihre Umgebung analysieren und zu einem gewissen Grad autonom handeln, um bestimmte Ziele zu erreichen. KI-basierte Systeme können rein softwaregestützt in einem virtuellen Umfeld arbeiten (z.B. Sprachassistenten, Bildanalysesoftware etc.) oder Teil von Hardware-Systemen sein (z.B. Roboter, autonome Fahrzeuge, Drohnen etc.) (EU-Kommission 2012).


Was sind mögliche Herausforderungen?

Unzureichend konzipierte und übermäßig technikzentrierte Digitalisierungsprozesse könnten zu neuen physischen und psychischen Risiken für Beschäftigte führen. Ständige Erreichbarkeit, Informationsüberlastung, mangelhafte soziale Beziehungen bei der Arbeit, Arbeitsverdichtung und Zeitdruck könnten den Druck auf Arbeitnehmer:innen erhöhen. Auch die algorithmische Diskriminierung ist ein Problem. Werden Algorithmen für Personalmanagement oder sonstige Entscheidungen über Menschen genutzt, könnte es sein, dass bestimmte Personengruppen benachteiligt werden. Außerdem könnten fehlende Einschulungen sowie intransparente digitale Systeme die Produktivität der Beschäftigten und ihre Fähigkeit zur Bewältigung von Anforderungen einschränken.

Es ist notwendig potenzielle Herausforderungen und Risiken genau unter die Lupe zu nehmen, Kompetenzen zur sicheren und gesundheitsgerechten Arbeitsgestaltung in Unternehmen auszubauen und Konzepte für einen menschenzentrierten und produktiven Technologieeinsatz zu entwickeln. Aufgrund zunehmend ferngesteuerter Arbeitsmittel, vernetzter Produktionsanlagen und des Einsatzes maschinellen Lernens müssen Digitalisierungsaspekte auch im Rahmen der betrieblichen Gefährdungsbeurteilung berücksichtigt werden. 

Was sind die nächsten Schritte?

Der offizielle Start der EU-Kampagne erfolgte in Österreich am 18. Oktober 2023 im Rahmen einer hochkarätig besetzten Auftaktveranstaltung. Der Livestream ist hier abrufbar: https://youtube.com/live/rlZU050jVRQ?feature=share



Letzte Änderung am: 06.12.2023