Praxisbeispiele: Was tun gegen Gewalt am Arbeitsplatz?
Gewalt am Arbeitsplatz ist ein zunehmend wichtiges Thema, auch im Arbeitsschutz. Welche Schutzmaßnahmen können Betriebe treffen?
Schutz vor Gewalt im Service inkl. Gastronomie
In der (Nacht-)Gastronomie sind Gewaltübergriffe gegenüber Arbeitnehmer:innen ein bekanntes Phänomen. Häufige Risikofaktoren sind z.B. berauschte Kund:innen und Alleinarbeitsplätze. Um Arbeitnehmer:innen vor Gewaltübergriffen (inkl. Belästigung) zu schützen, setzen bereits zahlreiche österreichische Betriebe Gewaltschutzmaßnahmen um. Maßnahmen sollten stets an lokale Gegebenheiten angepasst werden, um effektiv zu sein.
Technische Maßnahmen (beispielhaft)
- Sichere Rückzugsräume schaffen
- Uneinsichtige Arbeitsplätze vermeiden, wenn möglich
- Gut sichtbare Kameras in Schwerpunktbereichen installieren, sofern sie eine Gewaltschutzwirkung versprechen.
Organisatorische Maßnahmen (beispielhaft)
- Ampel-System einführen (siehe unten)
- Innerbetriebliche Bewusstseinsbildung zu den Definitionen und den schädlichen Wirkungen von Gewaltformen
- Anordnung der Tische beachten und optimieren, sodass mögliche Übergriffe erschwert werden
Die Anzahl der übergriffigen Verhaltensweisen pro Woche, Monat oder Jahr kann als Kennzahl verwendet und nach der Einführung der jeweiligen Maßnahme(n) verglichen werden.
Ein Positivbeispiel ist die Einführung eines Ampel-Systems in einem Familienrestaurant. Dadurch konnte die Anzahl kritischer Ereignisse auf beinahe Null reduziert werden. Vor Einführung des Gewaltschutzkonzeptes berichteten fast alle Arbeitnehmer:innen von arbeitsbedingten Gewaltübergriffen. Mehr Informationen über die Umsetzung dieses dreistufigen Farbcode-Systems: Gewaltschutz in Servicebereichen
Schutz vor Gewalt in Spitälern
Wartezeiten, Ungewissheit, Schmerzen, Stress, Medikamentengabe, schlechte Neuigkeiten und Scham lassen die Emotionen von Patient:innen und Angehörigen in Spitälern mitunter leichter hochkochen. Auch Gewalt durch Vorgesetzte oder Kolleg:innen ist nicht ausgeschlossen, z.B. in verbalisierter und/oder psychischer Form.
Folgende Maßnahmen könnten dabei helfen, Gefahren durch arbeitsbedingte Gewalt in Spitälern zu mindern:
Technische Maßnahmen (beispielhaft)
- Thema bei Bauplanung berücksichtigen (z.B. zusätzliche Ausgänge einplanen)
- In Schwerpunktbereichen Notknopf installieren (z.B. Notaufnahme, Triage-Raum, räumliche Engstellen in forensischer Psychiatrie)
- Raumgröße und Platzierung der Arbeitnehmer:innen im Raum beachten, speziell bei gewaltbereiten Patient:innen
Organisatorische Maßnahmen (beispielhaft)
- Meldesystem mit QR-Code (auf Plakaten, Infokarten etc.)
- „Deeskalationsalarm“ per Sprachnachricht, um rasch Unterstützung zu bekommen
- Gewaltbereite Patient:innen in der Kartei markieren (z.B. nach verbalem Übergriff)
- Gut funktionierendes Wartemanagement
Informationen über den erfolgreichen Einsatz eines QR-Meldesystems: Gewaltschutz im Spital
Gute praktische Lösungen gibt es auch in den Bereichen Forensik, Psychiatrie, Wartebereiche, Handel (inkl. Tankstellen), Friseurtätigkeit und andere körpernahe Tätigkeiten.
Letzte Änderung am: 20.01.2025