Interview mit Anna Ritzberger-Moser 

Anna Ritzberger-Moser leitete von 2012 bis Juli 2025 die Sektion Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat. In diesem Interview blickt sie zurück und beschreibt wichtige Entwicklungen in der Arbeitsinspektion.

 

Was sind eigentlich die Kernaufgaben der Sektion „Arbeitsrecht und Zentral-Arbeitsinspektorat“?

Zu den Kernaufgaben der Sektion gehört die sogenannte Legistik im Arbeitsrecht – vom individuellen Arbeitsrecht über Mitbestimmung bis hin zum ArbeitnehmerInnenschutzrecht. Es geht darum, Gesetze im Auftrag der Bundesregierung für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen zu entwickeln und den Prozess bis zum Gesetzesbeschluss im Parlament fachlich zu begleiten.

Der zweite Schwerpunkt der Sektion ist die Steuerung der Arbeitsinspektorate. Die Arbeitsinspektorate sind jene Behörden, die die Bestimmungen im ArbeitnehmerInnenschutzrecht vollziehen. Das Zentral-Arbeitsinspektorat als Teil der Sektion will gewährleisten, dass die Arbeitsinspektorate in ganz Österreich einheitlich vorgehen, sprich dass Gesetze nicht unterschiedlich vollzogen werden, und dass österreichweit an gemeinsamen Schwerpunkten gearbeitet wird.

 

Und welche Rolle spielt dabei die Sektionsleitung?

Als Sektionsleiterin ist man eigentlich Managerin - man versucht, Prozesse innerhalb der Verwaltung zu steuern und zu gewährleisten, dass die Expert:innen der Sektion und in den Arbeitsinspektoraten als nachgeordnete Dienststellen ihre Arbeit bestmöglich durchführen können. Man kommt wenig dazu, selber inhaltlich zu arbeiten, sondern man koordiniert die Arbeiten.

 

Was waren die spannendsten Aspekte deiner Tätigkeit? Und gab es auch Herausforderungen?

Das Spannendste an meiner Tätigkeit ist der Austausch mit Menschen. Es ist kein Bürojob. Man kommt täglich mit Menschen in Kontakt – sei es mit Kolleg:innen, Vertreter:innen der Interessenvertretungen oder Bürger:innen, die eine Rechtsauskunft haben wollen.

Als ich 2012 Sektionsleiterin wurde, war es natürlich herausfordernd, dass ich in der Arbeitsinspektion mit Menschen in Kontakt kam, die eine ganz andere Ausbildung hatten als ich und entsprechend eine andere Sprache gewohnt waren. Davor hatte ich primär mit Jurist:innen zu tun. Dann war ich auf einmal konfrontiert mit Techniker:innen, Ärzt:innen, IT-Expert:innen etc. Naturgemäß sieht jeder die Dinge etwas anders. Auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, war eine Herausforderung und gleichzeitig - wenn es gelungen ist - auch sehr schön.

 

Wie hat sich die Arbeitsinspektion in den letzten Jahren verändert?

Die Arbeitsinspektion ist aus meiner Wahrnehmung - und das bestätigen durchaus auch zentrale Stakeholder - eine moderne Behörde geworden. Es ist mir aber auch wichtig zu betonen, dass wir nach wie vor Behörde sind. Wir beraten Betriebe umfassend über ArbeitnehmerInnenschutzvorschriften, aber vollziehen sie auch. Es ist wichtig, dass wir auf die Interessen von Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen eingehen und stets erklären, warum wir etwas tun.

Gleichzeitig ist die Arbeitsinspektion digitaler geworden, nach innen und nach außen. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit bemühen wir uns, Informationen zum Thema Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz so niederschwellig und verständlich wie möglich zu vermitteln, etwa über unsere Webseite oder Social Media. Da haben wir große Fortschritte gemacht.

 

Und abschließend: vor welchen Herausforderungen steht die Arbeitsinspektion aktuell?

Die Herausforderungen für die Arbeitsinspektion und den Arbeitsschutz sind vielfältig. Intern müssen wir meiner Meinung nach noch bunter werden, als wir es ohnehin bereits sind. Sowohl das Thema Arbeitsschutz als auch die Arbeitsinspektion waren in der Vergangenheit eher männlich geprägt. Nun gilt es arbeitsschutzrechtliche Themen, die vor allem frauendominierte Branchen betreffen, stärker zu behandeln und auch mehr Frauen für die Tätigkeit als Arbeitsinspektorin zu motivieren. Es braucht auch mehr Arbeitsinspektor:innen mit Migrationshintergrund, um die Arbeitswelt in ihrer Vielfältigkeit auch intern abzubilden.

Gleichzeitig müssen wir auf Veränderungen in der Arbeitswelt reagieren. Vor etwa 12 Jahren war die Evaluierung psychischer arbeitsbedingter Belastungen das zentrale Thema. Heute sind es, zusätzlich zu psychischen Belastungen, auch Herausforderungen durch den Klimawandel, Digitalisierung, grenzüberschreitendes Arbeiten und neue Arbeitsformen. Die Arbeitswelt verändert sich ständig und der Arbeitsschutz und die Arbeitsinspektion müssen auf diese Veränderungen reagieren. 

Vielen Dank für das Interview!

Hier geht es zum Videointerview.
Bild von Anna Ritzberger-Moser









Foto von Markus Zahradnik


Letzte Änderung am: 14.08.2025