2017-2019: Kanzerogene Arbeitsstoffe

Arbeitnehmer sind im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit verschiedenen Risiken ausgesetzt, darunter auch der Exposition durch krebserzeugende Arbeitsstoffen. Im Jahr 2016 betrug der Anteil der von der AUVA anerkannten Krebserkrankungen an den Berufskrankheiten mit Todesfolge 58,1 %. Eine Studie von Jukka Takala zeigt, dass nur ca. 1/10 der Krebserkrankungen - die durch Arbeitsstoffe verursacht wurden - auch als solche erkannt werden. Dem trägt auch die EU in ihrer Kampagne Arbeitsstoffe 2018 - 2019 und die Roadmap „Roadmap „Amsterdam to Vienna on Carcinogens“, 2016 - 2019“ Rechnung.

Zum Thema auf der Web-Site der Arbeitsinspektion: Informationen zu krebserzeugenden Arbeitsstoffen

Ziel des Schwerpunktes

Mit dem österreichweit durchgeführten Schwerpunkt „Kanzerogene Arbeitsstoffe“ leistet die Arbeitsinspektion einen aktiven Beitrag zum Schutz vor arbeitsbedingten Krebserkrankungen.                

Betriebe sollen durch Aufklärung und Information für das Thema sensibilisiert werden, gleichzeitig soll dadurch eine höhere Gesetzeskonformität erreicht werden.

Es sollen potentielle Risiken erkannt und minimiert sowie wirksame und sinnvolle Schutzmaßnahmen definiert und ergriffen werden. Wesentlich um einen  Eindruck zu gewinnen und entsprechend reagieren zu können, sind die folgenden Fragen:

  • Sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Exposition von krebserzeugenden Arbeitsstoffen ausgesetzt und in welchem Ausmaß?
  • Wurde geprüft, ob die krebserzeugenden Arbeitsstoffe am Arbeitsplatz vermeidbar sind (Substitution)?
  • Sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die am Arbeitsplatz mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen in Kontakt kommen, ausreichend geschützt?
  • Sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen arbeiten, ausreichend informiert und unterwiesen?
  • Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um einen größtmöglichen Schutz vor krebserzeugenden Arbeitsstoffen zu ermöglichen?
  • Wird ein aktualisiertes Verzeichnis der exponierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geführt?
  • Eignen sich eine oder mehrere der vorgefundenen Maßnahmen als gutes Praxisbeispiel?

Ablauf des Schwerpunktes

Im Halbjahr 2017 überprüfte die Arbeitsinspektion stichprobenartig Betriebe, die mit hoher Wahrscheinlichkeit Tätigkeiten mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen durchführen. Dabei wurden in einer ersten Welle etwa 300 Betriebe österreichweit beraten und kontrolliert. Es handelt sich dabei um Betriebe, bei denen aufgrund von gesetzlich verpflichtenden Untersuchungen zur Gesundheitsüberwachung bekannt ist, dass bestimmte kanzerogene Arbeitsstoffe verwendet werden (beispielsweise Chrom (VI)-Verbindungen, Nickel und Stäube von Nickelverbindungen und Nickellegierungen, Benzol, uvm.). In der Folge wurde in einigen dieser Betriebe eine Erfolgskontrolle durchgeführt, um festzustellen ob und welche Änderungen sich in den Betrieben im Umgang und im Bewusstsein ergeben haben.

Ab dem zweiten Halbjahr 2018 bis Anfang 2019 wurden gleich viele Betriebe wie in der ersten Welle besucht. Die Auswahl der Betriebe wurde aber nicht mehr basierend auf Vorwissen, sondern auf Grund in der ersten Welle gemachter Feststellungen über Stoffe, Arbeitsverfahren und Branchen erfolgen. Auch hier wurde in der Folge eine Erfolgskontrolle durchgeführt.

Zusammenarbeit mit der AUVA

Die AUVA entwickelte für viele Branchen umfassendes Informationsmaterial zum Thema kanzerogene Arbeitsstoffe. Darin wird gezeigt wie guter bzw. rechtskonformer Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen erfolgen kann. Beim Forum Prävention in Innsbruck im Juni 2018 wurden diese vorgestellt und auch erste Ergebnisse des Beratungs- und Kontrollschwerpunktes der Arbeitsinspektion präsentiert. Im Herbst 2018 fanden weitere Informationsveranstaltungen der AUVA zum Thema "Krebs am Arbeitsplatz ist vermeidbar" statt. Die Unterlagen der AUVA und weitere Informationen finden sich hier: AUVA Infos zu krebserzeugende Arbeitsstoffen.

Expert/innendiskussion

Im Rahmen der österreichischen Arbeitsschutzstrategie (ÖAS), vor allem im Zuge der Zusammenarbeit mit der AUVA zum Thema krebserzeugende Arbeitsstoffe wurde im Dezember 2018 ein Diskussionsforum auf Expertenebene abgehalten. Folgende Themen wurden bearbeitet und Lösungsmöglichkeiten diskutiert:

  • Gemeinsames Vorgehen von AUVA und Arbeitsinspektion
  • Unterschied zwischen Unterweisung und gelebter Praxis
  • Welche krebserzeugenden Stoffe werden uns in den nächsten Jahren insbesondere beschäftigen?
  • Welche Unterstützung brauchen Nicht-Chemiker und Nicht-Chemikerinnen in der Beratung, um krebserzeugende Arbeitsstoffe einfacher erkennen zu können?
  • Gute praktische Beispiele zum Thema krebserzeugende Arbeitsstoffe

Im Bericht dazu finden sich die präsentierten Inhalte und die Diskussionsergebnisse : Bericht World Café krebserzeugende Arbeitsstoffe (PDF, 1,0 MB)

Abschlussbericht

  • Die Ergebnisse des Schwerpunktes zeigen, dass oft bei Grundsätzlichem angesetzt werden muss. Besondere Bedeutung kommt hier dem Wissen darüber zu, wie viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in welchem Ausmaß exponiert sind. Das ist ein Anknüpfungspunkt für die präventivdienstliche Betreuung in den Betrieben, da nur mit diesem Wissen die entsprechenden Schutzmaßnahmen gesetzt werden können. Ohne dieses Wissen beruhen Maßnahmen auf Mutmaßungen.
  • Zwei Branchen, die im Schwerpunkt näher betrachtet wurden, waren TierärztInnen und Krankenhäuser (mit 24 bzw. 64 Besuchen). Beide Branchen sollten auf Grund ihres medizinischen Hintergrundes um die Gefährlichkeit von krebserzeugenden Arbeitsstoffen wissen, in beiden Branchen stachen aber Mängel ins Auge. So wird bei Tierärztinnen und Tierärzten überdurchschnittlich häufig Arbeitskleidung entweder gar nicht zur Verfügung gestellt oder sie wird nicht durch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber gereinigt. In Krankenhäusern werden häufig organisatorische Fragen vernachlässigt. Da es in Krankenhäusern um eine besonders hohe Anzahl von betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern geht, ist hier ein guter Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen besonders wichtig. Festgestellt wurde, dass es selbst innerhalb einzelner Krankenanstalten, je nach Bereich, zu völlig unterschiedlichen Erfüllungsgraden der gesetzlichen Vorschriften gekommen ist.
  • In Wäschereien war das Wissen darüber, dass überhaupt krebserzeugende Arbeitsstoffe verwendet werden, besonders schwach ausgeprägt.
  • In allen Betrieben, die krebserzeugende Arbeitsstoffe verwenden oder solche in Prozessen (z.B. Schweißen, Dieselmotoremissionen, Rauchgase) entstehen, werden die Fragen „Welcher krebserzeugende Arbeitsstoff wird eingesetzt oder entsteht?", „Welche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind wie hoch exponiert?" und „Welche Maßnahmen müssen gesetzt werden?" häufiger als bisher gestellt werden müssen.
  • Viele Maßnahmen, wie Absaugung, Unterweisung, Nicht-Essen etc. sind technisch bzw. organisatorisch gut und mit überschaubarem betrieblichen Aufwand realisierbar. Eine besondere Herausforderung ist aber das Waschen von Arbeitskleidung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die auf auswärtigen Arbeitsstellen und Baustellen beschäftigt sind. Auch hier kann die Lösungskompetenz durch Good-Practice-Beispiele gestärkt werden.
  • Das vermehrte Wissen über den Umgang mit krebserzeugenden Arbeitsstoffen innerhalb der Arbeitsinspektion wird helfen die Herausforderungen zu diesen Arbeitsstoffen in den nächsten Jahren zu meistern. So wird bereits 2020 ein krebserzeugender Arbeitsstoff, nämlich Quarzstaub, Aufhänger eines weiteren Beratungs- und Kontrollschwerpunktes sein.

Bericht zum Schwerpunkt krebserzeugende Arbeitsstoffe (PDF, 0,4 MB) (pdf)

Gute Praxisbeispiele

Eines der Ziele des Beratungs- und Kontrollschwerpunktes der Arbeitsinspektion ist das Sammeln, Aufbereiten und Veröffentlichen von Lösungen aus der Praxis zum Umgang mit kanzerogenen Arbeitsstoffen. Wir hoffen damit Lösungswege aufzuzeigen, die auch anderen Betrieben von Nutzen sein können.

Europäische Kampagne

Der Schwerpunkt zu kanzerogenen Arbeitsstoffen ist ein Beitrag Österreichs zur Europäischen Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – Gefährliche Arbeitsstoffe erkennen und handhaben“ mit der das Bewusstsein für gefährliche Arbeitsstoffe geschärft und eine Kultur der Risikoprävention gefördert werden sollte.

Informationsmaterial der Europäischen Kampagne 2018/19 „Gefährliche Arbeitsstoffe erkennen und handhaben“

Animierte Infografiken sind unter folgendem Link https://healthy-workplaces.eu/de/tools-and-publications/infographics/how-to-manage-dangerous-substances-infographic?lan=de

in allen Sprachen verfügbar. In der Infografik werden grundlegende Fakten, Hauptrisiken und Präventionsmaßnahmen vorgestellt. 

Datenbank „Praktische Tools und Leitlinien“

https://healthy-workplaces.eu/de/tools-and-publications/practical-tools

In dieser Datenbank sind zahlreiche Informationen - in Form von ca. 750 Beiträgen – abrufbar. 

Informationsmaterial zum Thema der Kampagne steht auf der Kampagnenwebsite in der Kategorie „Tools und Veröffentlichungen“ zur Verfügung. Unter https://healthy-workplaces.eu/de/tools-and-publications sind Publikationen, Info Sheets, praktische Tools und Leitlinien, Fallstudien und OSHwiki Artikel zum Kampagnenthema verfügbar. Neu verfügbar ist unter https://osha.europa.eu/de/highlights/practical-tools-manage-dangerous-substances-infosheet-25-languages ein mehrsprachiges Informationsblatt mit praktischen Tools zum Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen.

Letzte Änderung am: 13.07.2023